Linke Medienakademie, ein Fazit

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Es ist vollbracht, die LiMA liegt hinter uns und wir sind wieder auf Hallenser Boden aufgeschlagen. Zeit sich ein paar Gedanken zu machen über die Akademie und die linke Medienwelt als solche.

"Netze knüpfen", so das Motto der Akademie. Und an diesem Motto gemessen, hält die LiMA, was sie verspricht. In vielen wirklich spannenden und fundierten Vorträgen kamen die unterschiedlichsten Menschen zusammen, um sich auszutauchen und Wissen zu vermitteln. Am Rande der offiziellen Veranstaltungen ergaben sich ständig Gespräche zwischen interessierten Menschen, aus denen die ein oder andere Zusammenarbeit erwachsen könnte. Wir werden sehen.
Die praktische Tatsache, endlich einmal mit vielen Menschen aus dem täglichen Umfeld bei Radio Corax ein Wochenende gemeinsam in Berlin zu verbringen und die Abende mit gediegenen "um die Häuser ziehen" ausgestalten zu können bringt uns alle ein Stück näher zusammen. Das Projekt LiMA gemeinsam zu erleben wird sich in Zukunft sicher auch im Radio auswirken.

Bei so viel tollen Erfahrungen muss allerdings auch Folgendes gesagt werden: Die Organisation lässt sich insgesammt nur mit einem Wort beschreiben - Katastrophe. Dass bei einer Konferenz dieser Größe das ein oder andere nicht funktioniert, geht vollkommen klar. Wir kommen alle aus freien Zusammenhängen und haben gelernt, selbstverantwortlich zu arbeiten und auch zu improvisieren.

Wenn ich aber bei jedem Gang zum Veranstalter damit rechnen kann, dass mir aus diesem oder jenem Punkt jetzt leider nicht geholfen werden kann, obwohl wir unsere Anforderungen Tage vor der Konferenz mitgeteilt haben und ich mich letztendlich doch selbst um alles kümmern muss, damit der Vortrag nicht platz, läuft grundsätzlich etwas schief. Und da reden wir überhaupt noch nicht über die Dinge, die einfach schön gewesen wären, auf die man aber leider verzichten musste.

Das fängt damit an, dass wir klar angekündigt hatten, einen Zugang zum LAN zu benötigen und uns WLAN nicht weiterhilft. Am Tage des Vortrags werden wir in einen kleinen Raum in der unübersichtlichsten Ecke der Veranstalltung gesteckt mit dem Hinweis, dass es nur dort überhaupt eine Chance gibt, WLAN zu empfangen. Auf meinen Hinweis, dass wir nicht ohne Grund genau angekündigt hatten was wir benötigen, wird uns ein privates Macbook überlassen. Die Aufgabe daraus in einer Stunde einen Router zu zimmern, um dann unseren mitgebrachten Server anzuschließen, bleibt uns zum Glück erspart. Durch Zufall finden wir ein Patchfeld und erkennen, dass die Netzwerkdosen im Seminarraum aufgelegt sind. Auf die Frage nach den Einstellungen bekommen wir ein Telefon gereicht und klären direkt mit der Systemadministratorin des Hauses, die zum Tag der Konferenz nicht anwesend ist, die Zugangsdaten.

Änlich die Begebenheit am nächsten Tag, in der wir uns mit dem Problem an den Veranstalter wenden, dass der Beamer für den uns zugewiesenen Raum zu dunkel ist und kein Bild zu erkennen ist. Uns wird erklärt, alle Beamer seien jetzt verliehen und wir könnten ja mit anderen Seminarleitern reden und vielleicht tauschen. Ich organisiere also einen brauchbaren Beamer. Die Tatsache, dass wir eigentlich zwei Beamer angemeldet hatten, erwähne ich nicht mehr.

Und so geht es das ganze Wochenende weiter. Die Konferenz als solche ist am Eingang des Hauses nicht ausgeschildert, die einzelnen Räume auch nicht, Verteilerdosen gibt es nicht, die Verpflegung wird doch nicht übernommen, Teilnehmer bekommen Zertifikate für ihre Anwesenheit, Vortragende nicht, und so weiter und so fort.

Leute, wirklich! Wir reden hier über Kleinigkeiten! Einen Zettel an der Tür, ein Telefonat mit der Haustechnik, einen kurzen Gang in den Baumarkt. Das sollte doch bei einer solch großen Akademie kein Problem sein und würde das positive Vernetzungs-Erlebnis zwischen den Anwesenden nicht so empfindlich trüben.

Bleibt noch über eine weitere Erkenntnis zu berichten. Was soll man darüber denken, wenn die eigenen Vorträge mehr als spärlich ausgebucht sind, von den wenigen Teilnehmern aber nur beste Rückmeldungen kommen und 2/3 (!!!) der Anwesenden am nächsten Tag ihre eigentlichen Pläne aufgeben, um uns ein weiteres Mal zu besuchen?

Scheinbar ist es nicht populär auf einer Medeinkonferenz über Infrastruktur zu sprechen, sei es noch so fundiert. An dieser Stelle komme ich wirklich ins Grübeln. Kommt denn wirklich kaum einer der Medienaktiven und Medienaktivisten auf die Idee, dass die Grundlage ihrer professionellen Arbeit eine funktionierende Infrastruktur ist? Dass Internet nicht vom Himmel fällt? Dass sich Software nicht selbst schreibt und Studios nicht von selbst aufbauen? Sollte dem wirklich so sein, so haben wir noch einen langen Weg vor uns als Projekt Terminal.21, auch und gerade in der Wahrnehmung unserer Arbeit.

Alles in allem eine wirklich nette Konferenz mit spannenden Erlebnissen und - nennen wir es "suboptimaler" - Orga.

Ach ja: die Vorträge könnt ihr unter http://download.terminal21.de herunterladen.

EDIT: Auch die TAZ resümiert über die LiMA und erwähnt uns zumindest in einem Satz.

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Diese Seite enthält einen einen einzelnen Eintrag von Stefan vom 9.03.09 16:23.

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